Wir leben in einer Zeit großer Toleranz, wo die höchste Norm ist, alles gelten zu lassen was immer jemand sagt oder tut. So aber wird der einzelne immer entscheidungsscheuer in wesentlichen Fragen des Lebens. Wir wollen doch nicht anecken oder stören. Wenn aber jemand etwas verbindlich für alle sieht, was nicht gerne angenommen wird, der muss eliminiert werden, der stört die Gesellschaft. Da hört jede Toleranz auf.
Jede Geistesströmung beginnt ganz leise, der Einzelne soll es nicht merken, er soll einfach mitschwimmen ohne Widerspruch. Die Strömungsmacher bleiben oft unerkannt, damit sie nicht angegriffen werden können oder gar zur Rechenschaft gezogen werden. Es soll die Meinung suggeriert werden, dass so ja alle denken. Der Einzelne wird schnell auch ein Treibholz in den Strömungen der Zeiten.
Das soll nicht gestört werden. Daher begann auch schon nach der Heilung eines Gelähmten im Tempel ein Verhör, die Priester und Sadduzäer waren aufgebracht darüber, dass Petrus und Johannes das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten. Sie verboten ihnen überhaupt nicht mehr in dem Namen Jesu zu reden und zu lehren. Aber Petrus und Johannes antworteten ihnen und sprachen: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Denn es ist unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ (vgl. Apg 4, 1-22).
Seitdem wird das Evangelium der Errettung in Jesus Christus durch Glauben, das Evangelium vom Reich Gottes in der ganzen Welt verkündigt zum Zeugnis für alle Völker bis Jesus Christus offenbar wird in Herrlichkeit (vgl. Mt 24, 14). Diese Botschaft ist keine Privatsache, die jemand akzeptieren kann oder auch nicht. Sie ist in Rechtskraft, hat Rechtsgültigkeit vor Gott, zu der auch alle zur Verantwortung gezogen werden ob sie dieser Botschaft gehorchen oder nicht und so ihr Heil finden oder versäumen (vgl. 2 Thes 1, 8).
Bei den Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit die Sinne verblendet hat, so dass ihnen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht aufleuchtet, bleibt das Evangelium verhüllt (2 Kor 4, 4). Schon Jesaja sagt: „Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen, dass sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.“ (Apg 28,27).
Paulus sonderte daher Jünger von jenen ab, die sich weigerten zu glauben und lehrte sie abgesondert von den Ungläubigen. „Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis, was der Gläubige gemeinsam mit Ungläubigen! Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volks sein.“ (vgl. 2 Kor 6, 16)
So werden wir ein Gegenüber zur bestehenden Gesellschaft. Das beunruhigt die Gesellschaft. Jesus sagt vor Pilatus: „Mein Reich – meine Königsherrschaft – ist nicht von dieser Welt.“ Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe; jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. (vgl. Joh 18, 36-27) So geben wir Zeugnis, dass nicht der Mensch der Gesetzgeber seiner selbst ist, sondern sein Schöpfer, Gott. Sofern die Gesetze der Menschen dem Gesetz Gottes nicht widersprechen, sind wir loyale Bürger dieses Gesetzes.
Viele Elemente der Mysterien-Religion haben jedoch das Christentum unterwandert und überlebt und so weihevolle Einweihungen (Taufe, Firmung, Erstkommunion) und Riten (Weihen, Heiligenverehrung) etabliert. Wir haben aber einen einzigen Mittler zu Gott, Jesus Christus (vgl. 1 Tim 2, 5), der ein ewiges und unübertragbares Priestertum hat (Hebr 78, 24), darum werden in Gemeinden als Vorsteher Älteste (Presbyter) und nicht Priester eingesetzt (vgl. Apg 14, 23). Auch wird das Herrenmahl gedenkend gefeiert, dass Jesus für uns sein Leben hingegeben hat. Es wird aber kein Kreuzesopfer vergegenwärtigt oder erneuert, während wir von dem Brot zu seinem Gedächtnis essen (Apg 11, 26). Aus diesem Grund können wir das Herrenmahl mit Katholiken nicht gemeinsam feiern, die aus Gott einen materiellen Gegenstand machen in ihrer Wandlungslehre.
Wer von seinen Angehörigen oft hineingezogen wird in ihre katholische Glaubenspraxis, darf ruhig sagen, ich habe darin in meinem Gewissen keinen Frieden, bitte achtet auch auf meine Gewissensfreiheit. Es ist ja ein anerkanntes Grundrecht, seinem Gewissen folgen zu dürfen. Paulus sagt, wir wurden im Glaubensgehorsam von jeder menschlichen Abhängigkeit losgekauft um nun ganz Jesus Christus zu gehören: „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht Knechte der Menschen!“ (1 Kor 7, 23). Darin zeigt sich der Ernst unserer Jüngerschaft, dass wir Jesu Nachfolge sein wollen. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ (M 10, 37). Wir müssen in unserem Gewissen dem Herrn mehr folgen als Menschen. Unsererseits darf nie eine stille Ablehnung andersgesinnter werden. „Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.“ (Röm 12, 18). Wir sollen keine Streitgespräche führen. „Die törichten und unverständigen Streitfragen aber weise zurück, da du weißt, dass sie nur Streit erzeugen.“ (2 Tim 2, 23).
Wir sind Zeugen geworden von Jesus Christus, wir lehren nicht in erster Linie, sondern wir bezeugen die Wahrheit in Jesus Christus. „…ihr werdet Kraft empfange, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein…“ (Apg 1, 8).
Suchen wir Menschen, die Jesu Wort schätzen und annehmen und darin leben, damit sie Seine Wahrheit, die frei macht, erfahren und erkennen (vgl. Joh 8,31-32). Aus dieser Erfahrung werden solche auch gerne in der Wahrheit wandeln, also in seinem Geist leben, was ER uns sagt (vgl. 2 Joh 4).
So werden wir als Gemeinde Jesu Frieden haben inmitten von Menschen, die am Glauben kein Interesse haben und werden auferbaut im Wandel in der Frucht des Herrn und wachsen durch den Beistand des Heiligen Geistes (vgl. Apg 9, 31). So soll die Welt erkennen, dass wir in Gott eins sind und von Gott geliebt sind (vgl. Joh 17, 23).
Johannes Ramel
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