Ist unser “gleich-Gelten-lassen” in Glaubensfragen um der Einheit um jeden Preis willen noch im Geist der Heiligen Schrift? Ober werden wir damit dem Anspruch Gottes und Seiner Wahrheit gegenüber “gleichgültig”? Fangen wir an, den Menschen in unseren vermeintlichen Glaubensgeschwistern mehr zu gehorchen als Gott ? Geben wir um der “Liebe” wegen unter den Konfessionen unsere Gottesfurcht und unseren Glaubensgehorsam gegenüber Jesus Christus preis? Ist dann unser ökumenisches Gebet nicht auch ein Gräuel vor Gott, weil wir dabei nicht Seinen Willen suchen?
Wir sprechen untereinander oft die gleichen Worte und trotzdem meinen wir verschiedene Inhalten damit. Der Glaube an unseren einzigen Herrn und Erlöser Jesus Christus bringt auch die Konsequenzen mit sich, dass Jesus Christus Herr ist, dem wir gerne Glaubensgehorsam leisten sollen. Jesus fragte nach seine Auferstehung Simon Petrus: „Liebst du mich mehr als diese? (Joh 21, 15) Wir lieben ihn, wenn wir seine Gebote (Jesu Wort) festhalten und sie befolgen (Joh 14,21)
Oder lieben wir einander so, dass alles gleich gültig sein soll? Dann werden wir gleichgültig. Ist es mir gleichgültig geworden, ob ein Bruder in die Irre geht, blind gemacht wird durch eine falsche Frömmigkeit? Einige sagen, wir wollen das alles nicht berühren, damit wir in unserer (selbstzufriedenen) brüderlichen Liebe nicht irritiert werden. Sollen wir wirklich beiseitelegen, was den Herrn entstellt, was einen anderen Jesus bringt, ein anderes Evangelium, einen anderen Geist (2 Kor 11, 4)? Da wird unser Pochen: „Haben wir nicht in dei-nem Namen…“ nichts helfen. Jesu Antwort wird sein: „Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!“ (Mt 7,23) In das Reich Gottes wird eingehen, sagt Jesus, wer den Willen meines Vaters im Himmel tut (Mt 7,21).
Einige halten Mahlgemeinschaft in einer katholischen Messe, weil der katholische Pfarrer nichts dagegen hat. Denken sie nicht mehr an die Worte des Hebräerbriefes, die davon reden, dass Jesus Christus durch Eidschwur Gottes allein Hohepriester ist nach der Ordnung des Melchisedek und ein unübertragbares Priestertum hat (Hebr 7,24), der ein für alle Mal mit einem einzigen Opfer diejenigen für immer vollendet, wel-che in ihm geheiligt sind (Hebr 10, 14)? In die Gemeinden wurden Älteste (Presbyter- das sind keine Priester, was oft irrtümlich gemeint wird) eingesetzt (Apg 14, 23), die die Gemeinde leiten sollen. Das Priestertum des Volkes Gottes (1 Petr 2, 9-10) ist nicht beauftragt und auch nicht fähig, das Erlösungsopfer darzubringen. Allein Jesus Christus als Hohepriester nach Ordnung des Melchisedek konnte das. Wir feiern gedenkend das Herrenmahl und essen das Brot und trinken den Wein (1 Kor 11, 26) und bekennen so die Bedeutung von Jesu Erlösungswerk.
Wir dürfen Gott nicht mit einem fremden Feuer einer eigenmächtigen Frömmigkeit nahen (4 Mo 9, 26. 61), die freilich einen Schein von Weisheit hat in selbstgewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes, und doch wertlos ist und zur Befriedigung des Fleisches dient, der Selbstgerechtigkeit (Kol 2, 23).
Wir sollen uns auch nicht um den Kampfpreis bringen lassen, in dem wir uns in Demut und Verehrung von Engeln gefallen und in fleischlicher Gesinnung uns geistlich aufblasen über Dinge, die wir nicht verstehen, wodurch wir nicht mehr an dem Haupt – Jesus Christus - festhalten (Kol 2, 18-19). Wir sollen an Paulus und Apollos lernen, in unserem Denken nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht, damit wir uns nicht aufblähen (vgl. 1 Kor 4, 6).
Die Einheit, das Einssein unter Geschwistern geht allein von Gott aus, der ein „Einiger“ (hebräisch „echat“) Gott ist als Vater, Sohn und Geist. Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegen hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen. Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10, 27-30).
Der Vater gibt dem Sohn die Menschen und der Sohn ist mit dem Vater eins. Gott selber stiftet also die Gemeinschaft mit den Menschen durch den Sohn. Von uns wird eines verlangt, dass wir auf den Sohn hören und sein Wort befolgen, welches letztlich das Wort des Vaters ist. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, der befolgt meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ (Joh 14, 23-24). Die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn führt zum Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes: „ Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben.“ (1 Joh 2, 24-26).
Daher sollen wir uns auch prüfen, ab wir im Glauben sind, uns auf die Probe stellen, bis wir erkennen, das Jesus Christus in uns ist (2 Kor 13,5). Wenn wir Seine Gebote halten, bleiben wir in Gottes Liebe und Wahr-heit: „Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin“ (Joh 15, 9-10). Jesu Gebet ist, dass wir alle eins seien, gleichwie der Vater in Christus und er im Vater, dass auch wir in Gott eins seien (vgl. Joh 17, 20-21).
Wir sollen immer wieder diese Einheit im Vater und im Sohn suchen und bewahren, dann werden wir untereinander ein Einssein als Geschenk von Gott haben. Unser Einssein untereinander ist eine Folge unseres Gehorsams Gott gegenüber in seinem Wort. Das ist aber immer auch ein Einssein in der Wahrheit, ein Wandeln in der Wahrheit wie Johannes schreibt: „Denn ich freute mich sehr, als Brüder kamen und von Deiner Wahrhaftigkeit Zeugnis ablegten, wie du in der Wahrheit wandelst. Ich habe keine größere Freude als die, zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ ( 3 Joh 3-4).
Die Einheit, die Gott geben will als Zeugnis in dieser Welt, ist also eine Verbundenheit, die nicht aus einer Konfession oder einer Glaubenstradition heraus wächst, sondern aus dem ständigen sich Ausrichten nach Seinem Wort. Es geht um den Glaubensgehorsam in Gottesfurcht, aus der Gemeinschaft des Heiligen Geis-tes, der auf das Wort des Sohnes hinweist. Dieser Geist, der denen gegeben wird, welche Gott gehorchen (Apg 5,32), führt in alle Wahrheit: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!“ (Joh 8, 31-32).
Eine Liebe ohne Wahrheit wird nicht wahrhaft einen, aber die Wahrheit in Liebe wird uns einen. Einheit kommt nicht ohne Absonderung zustande. Erst wenn wir ein falsches Joch aufgeben, können wir ein Tempel des lebendigen Gottes werden, wie Gott gesagt hat: „ Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln, und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“ (2 Kor 6, 16-18). Wenn Gott sich so unser annimmt, sind wir in Einheit untereinander. Bereiche aber, in denen Gott von uns keine Einheit abverlangt, sollen wir auch nicht eigenmächtig zur Einheit machen wollen. „Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes.“ (1 Petr 4, 10). Wir sind einzeln immer nur ein Teil des Ganzen, aber alles soll zur Auferbauung dienen. „Jedem einzelnen von uns aber ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe des Christus“ (Eph 4, 7). So sollen wir in wahrhaftiger Liebe heranwachsen in allen Stücken zu IHM hin, der das Haupt ist. „Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.“ (Eph 16).
Es geht um kein Selbstmittleid über Verletzungen, die wieder andere verletzen. Ich verließ die katholische Kirche im Frieden meines Gewissens und ohne Bitterkeit, weil mir groß wurde: Ich muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29). Haben wir den Mut zur Glaubenstreue im Wort Gottes und lieben wir den Herrn mehr als andere, auch mehr als so manche liebgewordene Tradition oder Konfession, die sich vom Wort Gottes verselbstständigt hat.
Johannes Ramel
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